“Ein Abbild des Lebens”, w&v, 2020

Von Peter Hammer

Ein Designstudio ist nicht irgendein Ort. Es geht nicht nur darum, den Mitarbeitern eine adäquate, will heißen angenehme und funktionale Umgebung zu schenken. Oder Besucher mit dem Thema „Design“ zu konfrontieren. Vielleicht auch zu provozieren. Dem Begriff wohnen weitaus mehr verschiedene Aspekte inne, sagten sich die Chefs von Blackspace, als die Planungen für das neue Domizil entstanden. Jetzt ist das Blackhouse fertig. Sechs Etagen umfasst das neue „Büro“ für die gut 60 Mitarbeiter im Herzen Münchens. Drei sind für das Gespräch und drei für das „Machen“ reserviert. Und kein Raum gleicht dem anderen. Auch nicht die Räumlichkeiten, in denen sich die Mitarbeiter aufhalten, arbeiten, austauschen oder einfach nur Atem holen.

Mit Schönheit überfluten

Rund ein Drittel ihres Lebens verbringen die Menschen im Office. Dort werden fast alle wichtigen Entscheidungen getroffen. „Warum dann das Office nicht mit Schönheit überfluten?“, fragt Gründer und Geschäftsführer Michael Keller. Wobei „Schönheit“ viele Facetten hat. So sind auf einem Stockwerk Böden, Wände, Decken und andere Flächen mit Teppichmaterial verkleidet. Natürlich keines von der Stange. Selbst der Rollcontainer für die Post ist davon nicht ausgenommen. Bei der Einrichtung fokussierte man sich auf Mid-Century-Gegenstände mit klaren Linien, organischen Formen und stromlinienförmiger Gestaltung. „Alle haben eine Vorgeschichte“, erzählt Keller. Für sie entschied man sich nicht nur wegen der Nachhaltigkeit, „sondern weil sie schon länger als 50 Jahre existieren. Und das spricht von Qualität und Langlebigkeit.“

Das Blackhouse versucht das Leben mit seinen Funktionen und Bedürfnissen abzubilden. Also Officehome statt Homeoffice. Daher finden sich auf den Stockwerken eine Bar, eine Lounge, mehrere Küchen, ein Kino und sogar eine Garage mit E-Scooter. Eine Besonderheit ist „The Fuld“. Dahinter verbirgt sich ein komplett ausgestattetes Appartment, das für geschäftliche oder private Anlässe gemietet werden kann. Eine Alternative zu sterilen Hotelzimmern und anonymen Besprechungsräumen.

Labs auf zwei Stockwerken

Begegnung und Dialog sind zwei elementare Bedürfnisse für den gestalterischen Prozess, heißt es. Das Blackhouse will offen dafür sein, Gastgeber gleichermaßen für Einzelpersonen wie für Gruppen diverser Art. Michael Keller: „Deshalb laden wir zu Workshops ein: Green City, Kulturgespräche, International Patrons, oder wir holen Organisationen wie 2 Grad rein. Diese können die Welt verändern.“

Völlig anders ist die Aufgabenstellung in den Labs, die auf zwei Etagen untergebracht sind. Dort werden neue Ideen entwickelt. Die Blackspace-Formel dazu heißt „Re-Invent the Experience“. „Re“ heißt zuhören, die andere Seite verstehen. „Invent“ fragt, was die Idee ist, die der Organisation, der Marke und dem Produkt hilft. Und „the Experience“ stehe für die Umsetzung. „Klingt einfach, braucht aber am meisten Energie.“